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Mommsen setzt denen, die nur Balken und Ziegel durcheinander werfen die gegenüber, die das Baumaterial vermehren und zu bauen verstehen. Unter welche Kategorie es fällt, wenn eine bekannte inschriftliche Notiz zur genaueren Bestimmung des Datums einer wichtigen Schlacht herangezogen wird, mögen andere entscheiden, jedenfalls werde ich darauf Anspruch erheben dürfen, es zuerst gethan zu haben. Ich wies darauf hin, ¹) dass eine Angabe der lange und mehrmals, zuletzt im Corpus Inscriptionum Lat. ²) von Mommsen herausgegebenen Fasten von Antium, die ungefähr das Ende des illyrischen Aufstandes von 6 9 n. Chr. datiert, auch auf den Monat der Schlacht im Teutoburger Walde Licht wirft. Denn wir wissen aus Vellejus, ³) dass die Nachricht von der Schlacht im Teutoburger Walde fünf Tage nach der Beendigung des illyrischen Aufstandes bei Tiberius, der ihn beendete, eintraf. Die Inschrift lautet:
(III NON AVG.) TI AVG INLYRICO VIC
d. h. Tiberius siegte am 3. August in Illyrien
In welchen Monat des Jahres 9 fiel die Schlacht im Teutoburger Walde: Forsch. z.
dtsch. Gesch. 18 (1878) S. 325 338; weiteres u. S. 11.
2) I, 327 ff., wozu vgl. Mommsens Comment. diurni S. 398 zum 3. Aug.
3) 117: Tantum quod ultimam imposuerat Pannonico et Dalmatico bello
Caesar manum, cum intra quintum consummati tanti operis diem funestae ex Germania
epistolae nutium attulere caesi Vari etc.
Danach erhielt Tiberius am 8. August die Nachricht über die Varuskatastrophe. Er befand sich wahrscheinlich in Salonae. Nun muss selbstverständlich angenommen werden, dass die Mitteilung so schnell als möglich an Tiberius, ebenso wie an das Hauptquartier in Mainz, dessen Kommandant Asprenas war (Velleius Paterculus, Römische Geschichte, Zweites Buch, 120 ( 3 )), und nach Rom selbst befördert worden ist.
Nach der Schnelligkeit für Beförderung einer Depesche von Köln nach Rom (in 5 Tagen) konnte die Nachricht von Xanten nach Salonae (auf dem nächsten Wege 248 g. M.) in 5 Tagen 20 Std. gelangen. Rechnet man dazu für die Strecke vom Schlachtfeld bis Xanten (etwa 24 g. M.) die Zeit von 13 24 Stunden, so erhält man 6 T. 9 Std. bis 6 T. 20 Std. für die ganze Strecke bis Salonae. Danach ergibt sich, dass die Varuskatastrophe 6 7 TAGE VOR DEM 8. AUGUST erfolgt sein muss.
Nehmen wir zu den 5 ¼ Tagen, welche eine Depesche von Vetera bis Rom brauchte, noch einen Tag, welcher verfloss, ehe die Mitteilung nach Vetera gelangte, so traf die Depesche 6 7 Tage nach der Katastrophe in Rom ein, also, nach obiger Ansetzung auf den 1. oder 2. August, in der Zeit vom 7.-9. August. Es ergibt sich demnach, dass die Angaben des Velleius Paterculus mit denen des Dio Cassius sich sehr wohl vereinigen.
Quelle:Zangemeister, Zu der Frage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht,
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 1887.
Nach dem Vorstehenden hat es also alle Wahrscheinlichkeit für sich, das der 2. August das Datum der Varuskatastrophe war. Archäobotanische Pflanzenfunde in der Deichselkapsel (Glocke) aus Kalkriese belegen den Monat Juli/August, wenn die Pflanzenwicklung zugleich angelegt wurde!