Florus zur Varusschlacht 9. n. Chr.


Zu der Zeit war unterdessen das Vertrauen auf Frieden bei Varus so groß, dass er nicht einmal durch die von Segestes, einem ihrer Für- sten, verratene Verschwörung beunruhigt wurde.


Und so griffen sie den unvorsichtigen und nichts Derartiges fürchtenden unversehens an, als jener   ohne Sicherheit   zum Tribunal berief, und dringen von allen Seiten ein. Das Lager geht verloren, drei Legionen werden vernichtet.


Mit dem Verlust des Lagers hatte Varus das gleiche Schicksal wie Paulus am Tag von Cannae und folgte ihm, freiwillig dem Strom des Verderbens, nach.


Nichts blutigeres gab es je, als das Schlachten dort in den Sümpfen und Wäldern, nichts unerträglicheres als die Verhöhnung durch die Barbaren. ...


Einigen stachen sie die Augen aus, anderen wurden die Hände abgeschnitten. Einem wurde der Mund zugenäht, nachdem man ihm vorher die Zunge ausgerissen hatte. Diese in der Hand haltend sagte einer der Barbaren: » Nun endlich höre auf zu zischen, du Schlange ! «


Auch die Leiche des Konsuls, welche die Pietät der Soldaten in der Erde verborgen hatte, wurde ausgegraben.


Feldzeichen und zwei Legionsadler sind jetzt noch im Besitz der Barbaren. Den dritten hat der Feldzeichenträger, bevor er in die Hände der Feinde geriet von der Stange gerissen, und in einem verborgenen Winkel seines Gürtels versteckt, so tauchte er im blutigen Sumpf unter und versank.


Durch diese Niederlage wurde bewirkt, dass das Reich, welches an der Küste des Ozeans nicht halt machte, am Rheinufer stehen blieb.


Quelle: Lucius Annaeus Florus, Epitomae rerum romanorum, 2 (30)